Was sind Sternbilder?
Sternbilder bestehen, wie der Name ja schon verrät, aus Sternen. Diese Sterne sind aber alle unvorstellbar weit weg. Sie bewegen sich zwar, doch auch wenn man sein ganzes Leben nur zum Himmel gucken würde, könnte man doch nicht sehen, dass ein Stern seinen Platz wechselt, da sich dieser Prozess über viele tausend Jahre erstreckt, je nach Entfernung eines Sterns (deswegen werden sie auch „Fixsterne“ genannt, weil sie sozusagen festgeheftet sind). Mit der Zeit haben sich die Menschen Figuren und Muster um verschiedene Sterne vorgestellt, die so genannten Sternbilder. Eines der bekanntesten ist wohl der große Wagen und der sieht schon viele Jahre so aus, wie wir ihn kennen. Doch da sich die einzelnen Sterne ja nun bewegen, wird der große Wagen mit der Zeit seine Form verändern, so dass er in einigen tausend Jahren nur noch im Entferntesten der Form eines Wagens gleichen wird.
Der große Wagen vor etwa 100.000 Jahren… | |
…der große Wagen heute… | |
…der große Wagen in etwa 100.000 Jahren |
Man sollte sich im Klaren darüber sein, dass die Sterne alle nicht gleich weit von unserer Erde entfernt sind, sondern ganz verschieden tief im Weltall stehen. Wenn man also auf einem anderen Stern stehen würde, könnte man die uns bekannten Sternbilder nicht mehr finden. Das Sternbild Orion z. B. hat Sterne, die alle untereinander noch ganz weit voneinander entfernt sind, wie man in dem kleinen Film nebenan gut erkennen kann (um das Video zu starten bitte ins Bild klicken - Hinweis: Zum Anzeigen des Films ist evtl. ein DivX Video Codec erforderlich).
Sternbilder und ihre Geschichten
Vor vielen vielen Jahren, als man noch keinen Computer kannte und auch der Fernseher oder das Radio noch lange nicht erfunden waren, saßen die Menschen oft zusammen und sahen in einer klaren Nacht Tiere und Menschen in den Sternen. Zu den meisten von ihnen dachten sie sich Geschichten aus, die zum Teil noch überliefert wurden. So gibt es auch zu unseren Sternzeichen viele Geschichten.
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Widder
Vor langer Zeit lebte in Griechenland der König Athamas mit seiner Frau Nephele. Sie hatten zwei Kinder, ihre Tochter Helle und den Sohn Phrixos. Nach vielen Jahren trennte sich der König von seiner Frau und heiratete Ino. Ino war ganz und gar keine gute Stiefmutter für Helle und Phrixos. Sie überlegte lange Zeit, wie sie die Kinder, besonders Phrixos, loswerden konnte. Schließlich hatte Ino einen Plan. Sie ließ das gesamte Saatkorn des Landes rösten, wodurch es verfaulte. So drohte das Volk zu verhungern. |
Stier Über den Stier gibt es viele Geschichten. In Ägypten z. B. war es der Stier, der im Frühling die Sonne auf seine Hörner nahm und sie anhob, damit sie im Sommer so hoch am Himmel steht. Im alten Babylon dagegen glaubte man, die Liebesgöttin Ischtar setze einen Stier an den Himmel, um Gilgamesch zu vernichten. Ischtar war nämlich wütend auf Gilgamesch, weil dieser ihre Liebe nicht erwiderte. Die Griechen wiederum glaubten, Zeus, der mächtigste aller Götter, habe sich vor vielen Jahren in einen wunderschönen weißen Stier verwandelt. Durch seine Schönheit konnte er nun die Prinzessin Europa nach Kreta entführen. |
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Zwillinge Im Sternbild Zwillinge gibt es zwei Sterne, die besonders hell am Himmel leuchten. Diese beiden heißen Kastor und Pollux und wurden nach einem Zwillingspärchen aus einer Sage benannt. Die beiden Brüder waren unzertrennlich und vollbrachten zusammen viele Heldentaten. Dabei gab es aber ein Problem. Pollux war nämlich unsterblich, Kastors Leben dagegen würde eines Tages enden. Schließlich kam der gefürchtete Tag; Kastor wurde bei einem Kampf getötet und musste nun ins finstere Totenreich. Pollux war darüber sehr traurig. Weil er seinen Bruder so vermisste, bat er den Gott Zeus, auch sterblich zu sein, damit er Kastor folgen könne. Zeus war über diese gewaltige Bruderliebe sehr gerührt und schlug vor, dass Kastor und Pollux zusammen immer einen Tag in der wunderbaren Götterwelt und einen Tag in der Unterwelt leben. Pollux war sofort mit dieser Idee einverstanden und die beiden Brüder mussten sich nun nie mehr trennen. |
Krebs Über Herkules hat man ja meist schon eine ganze Menge gehört. Der berühmte Sagenheld hatte viele Gefahren zu überstehen. Eines Tages sollte er die Wasserschlange Hydra mit ihren neun Köpfen besiegen. Doch nicht alle waren von Herkules Heldentaten begeistert. Die Göttin Hera hasste ihn und versuchte mit allen Mitteln, ihn zu beseitigen. Deswegen sandte sie einen Krebs zur Hydra. Dieser Krebs biss Herkules mit aller Kraft in die Ferse, aber trotz des Schmerzes schaffte es Herkules, die Wasserschlange zu besiegen. |
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Löwe
Über den Löwen gibt es ebenfalls einige Geschichten. Eine sehr tragische Sage um einen Löwen handelt von Pyramus und Thisbe. Die zwei waren ein Liebespaar, doch ihre Eltern waren gegen diese Beziehung. Also mussten sie sich heimlich treffen. In einer stillen Nacht verabredete sich das Liebespaar außerhalb der Stadt unter einem Baum. Thisbe traf zuerst an dem geheimen Treffpunkt ein. Und während sie auf ihren Liebsten wartete, näherte sich ihr ganz ganz langsam ein Löwe. |
Jungfrau Vor vielen Jahren erzählten sich die Griechen Geschichten über das Sternbild Jungfrau. In einer davon wurde sie als Göttin der Fruchtbarkeit Demeter oder aber deren Tochter Persephone dargestellt. Persephone wurde von Hades, dem Gott der Unterwelt entführt. Demeter war darüber sehr traurig und von nun an verdorrten alle Bäume und Felder. Der Göttervater Zeus wollte nun aber ja nicht alle Menschen verhungern lassen und deswegen entschied er, dass Persephone zwei Drittel des Jahres bei ihrer Mutter auf der Erde und ein Drittel bei Hades in der Unterwelt leben sollte. Mit dieser Lösung begründeten die Leute aus dem alten Griechenland ebenfalls den Jahreszeichenwechsel; immer wenn Persephone in der Unterwelt lebte, wurde es kalt und sehr regnerisch wie im Herbst und Anfang Winter. War sie aber wieder auf der Erde, wurden alle Wiesen grün, der Frühling begann. |
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Waage Die Waage wurde von vielen Menschen als Gerichtsmittel gesehen. Die Menschen glaubten, das Sternbild wiegt in einer Art Gerichtsverfahren die Seelen der Toten. So dachten z. B. die Ägypter früher, dass der Gott Anubis eine himmlische Waage benutzte, um die Seelen Verstorbener zu wiegen. Der Tote durfte ausschließlich dann in das Reich der Götter aufgenommen werden, wenn die Seele leichter als eine Vogelfeder war. |
Skorpion Der Skorpion ist wegen seiner sehr eindeutigen Form schon seit tausenden von Jahren als solcher bekannt und ebenso lange hat er einen überaus schlechten Ruf. In einer alten griechischen Sage z. B. wurde dem Skorpion von der Erdgöttin Gaia befohlen, den Jäger Orion zu stechen. Man kann immer noch beobachten, dass, wenn der Skorpion im Osten aufgeht, der Orion im Westen untergeht. Dieser Untergang steht symbolisch für den Tod des Orion, durch den Stachel des Skorpions. |
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Schütze Der Schütze war im alten Griechenland als Zentaur dargestellt, d.h. er war halb Mensch, halb Pferd. Aber während die meisten Zentauren grausam und böse waren, war der Zentaur mit dem Name Chiron sehr weise und ein Lehrer vieler Helden. Er brachte vielen jungen Kriegern Kampftechniken wie Bogenschießen und Steinschleudern bei. Eines Tages wurde er von Herkules unabsichtlich an der Ferse verletzt. Grund dafür war ein giftiger Pfeil, den Herkules abgeschossen hatte. Die Wunde bereitete Chiron riesige Schmerzen. Um sich von diesen Qualen zu befreien, verzichtete er sogar auf seine Unsterblichkeit. Deswegen starb der Zentaur. Nun war er von seinen Schmerzen erlöst und wurde daraufhin als Sternbild an den Himmel versetzt. |
Steinbock Das Sternbild Steinbock war ursprünglich bei den Babyloniern ein Ziegenfisch. Damals erzählte man sich die Geschichte, dass vor vielen Jahren der Waldgott Pan den anderen Göttern half, die böse Titanengöttin Rhea und das Meerungeheuer Typhon zu bekämpfen. Dafür sprang er in einen Fluss, in dem er sich eigentlich zu einem Fisch verwandeln sollte, bei den übrigen Göttern hatte diese Art der Tarnung stets funktioniert. Doch Pan sprang zu spät und darum verwandelte sich sein unterer Körperteil in einen Fisch, aber sein Kopf wurde einem Ziegenkopf gleich. Das Meerungeheuer Typhon bekämpfte währenddessen den Göttervater Zeus. Pan half, den verwundeten Zeus zu heilen und als Dank stellte Zeus Pan an den Himmel. |
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Wassermann In vielen alten Völkern erzählte man sich die Geschichte von Deukalion und Pyrrha. Sie lebten zu einer Zeit, als die Götter die Menschen für ihr sündiges Leben bestrafen wollten. Aus diesem Grund, setzten sie die gesamte Erde unter Wasser. Nur das Paar Deukalion und Pyrrha konnten sich in einem Schiff retten. So verbrachten sie lange Zeit auf dem Meer. Schließlich wich das Wasser zurück, aber die Erde war nun verwüstet und ganz ohne Menschen. Daraufhin erhielt das einzig überlebende Paar den Auftrag, Steine hinter sich zu werfen, aus denen sofort neue Menschen entstanden. Später dann wurde Deukalion von den Göttern in das Sternbild Wassermann verwandelt. |
Fische Vor langer Zeit sahen die Menschen aus Griechenland in den beiden Fischen Aphrodite und ihren Sohn Eros. Die beiden Götter wurden von einem Mann namens Tithonos verfolgt. Tithonos war unsterblich, aber trotzdem alterte er wie ein normaler Mensch. Darunter litt er sehr. Doch bevor er Mutter und Sohn erreichen konnte, sprangen beide ins Meer und verwandelten sich daraufhin in zwei Fische. Damit sich die beiden im riesengroßen Meer nicht verlieren, verbanden sie sich mit einer langen Schnur. |
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Wie kam es zu den Sternbildern?
Die Sternbilder bekamen vor etwa 2.500 Jahren ihre Bedeutung. Damals stellten Sternbeobachter die so genannte Ekliptik fest. Das ist eine Art Bahn, durch die Sonne, Mond, und unsere Planeten von der Erde aus gesehen zu reisen scheinen. Die Planeten wandern natürlich alle nicht gleich schnell und haben verschieden lange Reisen vor sich, bis sie die Sonne umrundet haben. Aber die Bahnen der Planeten liegen fast alle auf einer Ebene. Das heißt, wenn man unser Sonnensystem verkleinern und auf den Küchentisch legen würde, könnte man beobachten, dass sich die Planeten kaum von der Tischplatte erheben würden, wenn sie ihre Bahnen ziehen. Schaut man also knapp über die Tischkante, würde man die Planeten alle fast direkt über der Tischplatte in einer langen Reihe sehen, da wäre kein Planet, der plötzlich an der Küchenlampe vorbeistreift. Diese Reihe kann man auch am Himmel sehen. Natürlich nicht binnen Sekunden, dafür muss man sich den Himmel schon etwas länger anschauen, was die Wissenschaftler damals dann auch getan haben. Hinter diesem Band befinden sich natürlich auch Sterne, wie fast überall am Himmel. Und aus diesen Sternen hat man vor 2.500 Jahren Sternbilder festgelegt, zwölf Stück. Unsere Sonne steht immer in einem dieser Bilder, jeweils einen Monat lang. Wurde damals ein Kind geboren, wenn die Sonne z.B. im Sternbild Löwe stand, war das Kind von Sonnenzeichen Löwe.
Die „Taumelbewegung der Erde“ und die Sternbilder
Die Ekliptik schneidet zweimal den Himmelsäquator, der die Sternhimmelkugel in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt, so wie es der Erdäquator ja auch mit der Erde macht. Diese beiden Schnittpunkte nennt man Frühlings- und Herbstpunkt. Wenn die Sonne vor 2.500 Jahren in dem Sternbild Widder stand, lag genau da auch der Frühlingspunkt. Dieser Tag, wenn die Sonne im Frühling den Schnittpunkt von Äquator und Ekliptik traf, war der 21. März und damit der Frühlingsanfang. Und wurde an diesem Tag ein Kind geboren, war es vom Sternzeichen Widder.
Heute, also nach mehr als zweitausend Jahren ist das nicht mehr so! Die Sonne trifft den Frühlingspunkt zwar immer noch am 21. März, jedoch steht dieser jetzt nicht mehr im Sternbild Widder. Das liegt daran, dass die Erde taumelt, so ungefähr wie ein Kinderkreisel, der schlecht angedreht wurde, nur viel viel langsamer. Die Sterne um uns herum taumeln aber nicht mit der Erde mit. (In unserer Zeit z.B. ist der Polarstern eine gute Möglichkeit zu bestimmen, wo Norden ist, nämlich genau senkrecht unter ihm. In einigen tausend Jahren wird wieder ein ganz anderer Stern die nördliche Richtung markieren!)
Der Frühlingspunkt wandert wegen dieser Taumelbewegung der Erde, die man auch Präzession nennt, durch die Ekliptik, also durch den Tierkreis hindurch. Das passiert aber ganz langsam, so dass er nach etwa 2.500 Jahren jeweils ein anderes Sternbild erreicht hat. Deswegen ist heute der Frühlingspunkt im Sternbild Fische, nicht mehr im Widder. Wenn nun heutzutage ein Kind geboren wird und sein Sternzeichen Löwe ist, heißt das nicht mehr, dass die Sonne zum Zeitpunkt seiner Geburt im Sternbild Löwe stand. Diese Übereinkunft gab es nur vor ca. 2.500 Jahren. Nach 26.000 Jahren ist die Erde dann aber einmal komplett um ihre Achse getaumelt und dann wird der Frühlingspunkt wieder im Widder liegen. Als im Jahr 150 v. Chr. Die Präzession festgestellt wurde, und damit auch das Wandeln des Frühlingspunktes, teilte man die Ekliptik in zwölf gleich große Teile. Auf jeden dieser Abschnitte setzte man ein Sternzeichen und kennzeichnete es mit einem Symbol. Deswegen ist jemand, der Anfang August Geburtstag hat, immer von Sternzeichen Löwe, egal in welchem Jahrhundert er geboren wurde. Die Sternbilder und die Sternzeichen sind also heute nicht mehr deckungsgleich.